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Von Alexander von Humboldt zu Fridays For Future

Wer kennt sie nicht: die von der 16-jährigen Greta Thunberg aus Schweden ins Leben gerufene und sich inzwischen über den gesamten Globus erstreckende Fridays For Future-Bewegung von Schülern und Studierenden. Die gehen nämlich, der Name verrät es, jeden Freitag, statt zur Schule, auf die Demo, wo sie sich für eine neue Klimapolitik stark machen. Deren zentrale Forderungen angesichts Umweltzerstörung und verfehlter Klimapolitik sind wissenschaftlich begründet und beinhalten Erkenntnisse, die sich bis hin zu Alexander von Humboldt zurückverfolgen lassen. Humboldt beklagte im Zuge seiner Expeditionen durch Südamerika (1799-1804) und Russland (1829), wie schon damals aus Profitgier Umwelt zerstört wurde. Spätestens seit dem Bericht des Weltklimarats von 2014 hielten seine Erkenntnisse wieder Einzug in Forschung und Wissenschaft. Geprägt hat Humboldts Naturanschauung übrigens kein Geringerer als Goethe. Dieser sprach bereits 1827 von der Erde als ‚einem großen lebendigen Wesen, das im ewigen Ein- und Ausatmen begriffen sei’, und war damit seiner Zeit als Vorreiter der Ökologiebewegung weit voraus. Humboldt mit seiner „Geographie der Pflanzen“ (1807) wiederum verdanken wir nach Andrea Wulf (2016) „das erste ökologische Buch der Welt“, mit dem sich der westlichen Wissenschaft eine völlig neue Sicht der Natur erschloss und ‚die Flora als ganzheitliches Zusammenspiel von Phänomenen gesehen wird’. Natur als komplexes Lebensnetz. Die Schriften Humboldts fanden seit Erscheinen zwar sehr wohl Beachtung, mitnichten jedoch folgten seinen Erkenntnissen Taten. Vielmehr hielt man fest an den Prämissen Issac Newtons (1642-1727), der die Natur in kleine und kleinste Einheiten zu teilen pflegte – für Goethe lediglich ‚Halbwahrheiten’. 

Der letzte ungewöhnlich lange und heiße Sommer 2018 und die bereits für 2019 angekündigte Dürregefahr machen deutlich, dass es höchste Zeit ist, der rapide sich potenzierenden Umweltzerstörung Einhalt zu gebieten, um den Lebensraum für künftige Generationen nicht aufs Spiel zu setzen. Allein schon insofern ist die Forderung einer radikalen Klimawende in jeder Hinsicht zu unterstützen: Einhaltung des Klimaabkommens von Paris 2015, Schluss mit dem Abbau fossiler Brennstoffe sowie mit Subventionen zu deren Gewinnung, stattdessen mehr Investitionen in erneuerbare Energien und den Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs. Last but not least: Senkung des Wahlalters auf 16. 

Packen wir’s an!

Hartmut Fanger

Buchempfehlungen:

Andrea Wulf: „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“, Penguin Verlag, München 2018

Mathias Bröckers: „Newtons Gespenst und Goethes Polaroid. Über die Natur“,  Westend Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2019 

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